Ausbildung unserer Stadtbahnführer/innen

Im Mai 2022 startete die erste von fünf Ausbildungsklassen unserer angehenden Stadtbahnführerinnen und Stadtbahnführer. Im ersten der zwei Ausbildungsteile erhalten die Auszubildenden in Bremgarten theoretische und praktische Kenntnisse vermittelt, bevor sie im Herbst 2022 die Ausbildung auf der neuen LTB-Strecke abschliessen. Wir durften das Ausbildungsteam um Martin Schmid bei den Instruktionen begleiten.

32 Frauen und Männer haben sich in der Rekrutierungsphase durchgesetzt und wurden in fünf Ausbildungsklassen eingeteilt. Die Klassen, welche maximal acht Personen umfassen, starten zeitversetzt von Mai bis September 2022. Wer zu welchem Zeitpunkt die fünfwöchige Ausbildung antritt, wurde penibel geplant: Nach dem Abschluss des ersten Ausbildungsteils kehren die Auszubildenden zum ihrem vorherigen Arbeitgeber zurück, verfolgen eine temporäre Nebenbeschäftigung oder geniessen längere Ferien. Je später die Ausbildungsklasse startet, desto kürzer ist der Unterbruch zwischen den zwei Ausbildungsteilen.

Martin Schmid und sein Ausbildungsteam haben die Ausbildung lange geplant und vorbereitet. Auch andere Bereiche des Unternehmens, welche nicht direkt an der Ausbildung beteiligt sind, tragen diese mit, weiss Schmid: «Unsere Ausbildner fehlen über mehrere Wochen in ihrem eigentlichen Betriebsumfeld und stehen dort weder als Ausbildner noch als reguläres Fahrpersonal zur Verfügung – das fordert unsere übrigen Kolleginnen und Kollegen. Ihnen gilt ein besonderer Dank».

Ein minutiöser Ausbildungsplan

Als zentrales Instrument dient der 25-seitige Ausbildungsplan der Grundausbildung, welcher die Inhalte der einzelnen Kurstage vorgibt und damit den Auszubildenden den Verlauf ihrer Ausbildung aufzeigt. Ganz ohne eine gewisse Flexibilität geht es aber nicht: die Tramlink-Flotte wächst zwar, die Stadtbahnen werden teilweise aber kurzfristig für Testfahrten oder technische Arbeiten benötigt. Schmid und sein Team lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen: «Wir koordinieren den Einsatz der Fahrzeuge wöchentlich mit dem Bahnbetrieb und der Technik. Dabei haben wir bis jetzt noch immer eine passende Lösung gefunden».

Erster Einblick in Grundlagen, Regelwerke und Betriebsvorschriften

Gleich zu Beginn der Ausbildung werden die Köpfe der Auszubildenden gefordert. Die Ausbildungslokführer bringen ihnen die verschiedenen Gesetzesgrundlagen, Regelwerke und Verordnungen bei, welche für einen Bahn- bzw. Strassenbahnbetrieb gelten und dessen Inhalte sie kennen und einhalten müssen. Die Bandbreite ist eindrucksvoll und reicht von der Mindestfahrpraxis über die Streckentabelle bis zur Funkdisziplin. Dabei geht es auch um den Lokführeralltag und ihre Rechten und Pflichten als Arbeitnehmer. Sie erhalten einen ausführlichen Exkurs über das Arbeitszeitgesetz und die Dienstplanung. Dass dieser Einstieg fordert bestätigt Chris Schmidt: «Für mich ist so gut wie alles neu. Aber ich habe grosses Interesse und habe mich an die Bücher geklemmt, dann ging das gut».

Ausbildungslokfüher Safet Jusufi unterrichtet ein Theorie-Ausbildungsmodul.
Viel Lernstoff: Reglemente und Ausbildungsunterlagen

Ausbildungslokführer Hasan Kamili erklärt der Teilklasse die örtlichen Begebenheiten am Bahnhof Killwangen.

Streckenbegehung im Limmattal

Die in der Theorie gelernten Elemente eines Bahn- oder Strassenbahnbetriebs sehen die Auszubildenden erstmals bei der gemeinsamen Begehung der neuen LTB-Strecke in Lebensgrösse. Zusammen mit ihrem Ausbildungslokführer marschieren sie die Strecke von Killwangen-Spreitenbach bis Zürich Altstetten und achten dabei auf die Streckenführung, Gleisanlagen, Signale und Signalisierungen, die Standorte von Ausrüstungen (z.B. Defibrillatoren) und auf wichtige Berührungspunkte mit anderen Netzen (BDB, VBZ). Im ersten Ausbildungsteil ist Kopfkino gefordert, da noch keine Fahrten mit einer Stadtbahn möglich sind. «Mit der Begehung können wir die Theorie mit der Praxis verbinden – das hilft uns alles schnell aufzunehmen und zu lernen» meint der angehende Stadtbahnführer Björn Nielsen.

Fahrzeugkenntnisse und erstmals im Führerstand

In ihrem späteren Berufsalltag tragen die Stadtbahnführerinnen und Stadtbahnführer eine hohe Verantwortung über das Fahrzeug und damit auch über unsere Fahrgäste. Die korrekte Handhabung ist genauso wichtig wie das korrekte Verhalten im Falle einer Störung oder eines Notfalls. Bevor die Auszubildenden erstmals eine Stadtbahn betreten, erhalten sie ausführliche Instruktionen zur Elektrotechnik, der Stromversorgung und deren Gefahren, zu den Sicherheitseinrichtungen (z.B. Bremssystem, Zugsicherung), den einzelnen Fahrzeugbauteilen, der Fahrzeugausrüstung sowie zu den Bedienelementen. Dabei lernen die Auszubildenden auch, was im Falle von kleineren oder auch grösseren Störungen zu tun ist. Auch hier wird Theorie und Praxis in einem zweiten Teil verbunden, wenn die Stadtbahn im Detail inspiziert und erstmals auf dem künftigen Arbeitsplatz Platz genommen wird.

45 Meter Masse bewegen

Strahlende Gesichter prägen den Ausbildungstag, an welchem der «praktische Fahrdienst» ansteht. Erstmals ist die Ausbildungsklasse mit einem Tramlink auf dem Streckenabschnitt der BDB zwischen Bremgarten West und Wohlen unterwegs. Unter Anleitung der Ausbildungslokführer dürfen die Auszubildenden die Stadtbahn in Bewegung setzen. «Vor der Grösse und dem Gewicht hatte ich viel Respekt. Aber ich wurde gut angeleitet und habe schnell Freude daran gefunden» sagt Chris Schmidt nach seinen ersten Fahrten auf dem Tramlink.

Unter Anleitung bewegen die Auszubildenden erstmals den fast 45 Meter langen Tramlink.

Störungsfall: die Stadtbahnführer/innen müssen wissen, was zu tun ist.

Im Oktober tritt die erste Ausbildungsklasse den zweiten Teil Ihrer Ausbildung an: im Limmattal.

Vertiefung und Zwischenprüfung - wiedersehen im Oktober

In den letzten Tagen des ersten Ausbildungsteils können die Auszubildenden ihr erlerntes Wissen und die praktischen Kenntnisse vertiefen. Dies geschieht im Selbststudium und in Lerngruppen, in welchen sie von den anderen Auszubildenden profitieren und ihr Wissen und die Erfahrungen austauschen. Zuletzt schliessen sie den ersten Ausbildungsteil mit einer Zwischenprüfung ab, welche als Standortbestimmung gilt und im Plenum besprochen wird.

Nach fünf intensiven Wochen geht die Klasse wieder getrennte Wege und kommt im Oktober 2022 für den zweiten Teil der Ausbildung wieder zusammen. Dann im eigentlichen Einsatzgebiet: dem Limmattal.

«Ich freue mich riesig auf die Erfahrungen die auf uns zukommen» meint Chris Schmidt.

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